Vom 28. August bis 4. September 2021 fand in diesem Jahr zum fünften Mal die Aktionswoche Weltoffenes Werder statt. Mit Kino, Theater, Storytelling, Workshops und einem großen Abschlussfestival haben wir mit vielen Menschen ein Zeichen gesetzt gegen Rassismus und Ausgrenzung und für ein weltoffenes und vielfältiges Werder.
Begegnungscafé und Mahnwache
Die Aktionswoche startete mit einem hoch aktuellen Anliegen: Das Netzwerk Neue Nachbarn Werder protestierte mit einer Mahnwache gegen die schleppende Evakuierung und für die Aufnahme von gefährdeten Menschen aus Afghanistan. Im anschließenden Begegnungscafé kamen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung im Treffpunkt Werder zusammen und es gab einen regen Austausch.
Gottesdienst für ein Weltoffenes Werder
Am Sonntag den 29.8. stand der Gottesdienst in der evangelischen Heilig-Geist-Kirchengemeinde ganz unter dem Motto „Weltoffenheit“. Der Gottesdienst wurde von einem ehrenamtlichen Team mit vorbereitet und regte zum Nachdenken an: Was bedeutet Weltoffenheit eigentlich für mich? Was hindert mich in Situationen daran, offen für „das Andere“ zu sein und was hilft mir dabei? Die Gemeinde wurde zu den Veranstaltungen der Aktionswoche eingeladen und im Anschluss gab es noch Gelegenheit für Gespräche.
Storytelling: (K)eine Wahl – Hier hat jede*r eine Stimme
Im Rahmen der Storytelling Arena des Werderaner Weltgartens erzählten Menschen ihre persönlichen und dadurch sehr berührenden Geschichten von Trennung und Flucht: im Zweiten Weltkrieg, aus der DDR, aus Syrien, Albanien, dem Iran. Aber auch Geschichten von Hoffnung, von Zuversicht und Kraft. Geschichten, die in den Frage mündeten: Wann haben Menschen eine Wahl? Und wo lassen Bedingungen Menschen keine Wahl – z.B., weil sie bei der anstehenden Bundestagswahl nicht mitstimmen dürfen.
Moderiert von der Storytellerin Rachel Clarke, begleitet von Live-Musik und mit wunderbaren Essen aus der Weltgarten-Küche war diese Veranstaltung – ursprünglich geplant im Weltgarten Werder, wegen des schlechten Wetters aber spontan verlegt in die Aula der Freien Waldorfschule – ein ganz besonders intensives Format im Rahmen der Aktionswoche.
Theaterworkshop „Ich sehe was, was du nicht siehst – und zeig es dir“
Bei diesem theaterpädagogischen Angebot konnten Kinder mit und ohne Fluchterfahrungen aus Werder mithilfe ihres Körpers, ihrer Stimme und mit Fantasie die Welt verwandeln. Die kleinen Spielszenen wurden beim Abschlussfestival auf dem Marktplatz aufgeführt.
Die Mittelmeer Monologe
Die Mittelmeer Monologe sind dokumentarisches Theater und erzählen von verzweifelten Bootsfahrten über das Mittelmeer und dramatischen Situationen der Seenotrettung durch private Rettungsorganisationen wie Sea-Watch. Das Stück rekonstruiert reale Fälle der Seenotrettung erzählt aus der Perspektive von Betroffenen und Aktivist*innen. Eine harte, berührende und schwer zu ertragene Realität über den Umgang mit Menschenleben an den Außengrenzen der Europäischen Union.
Die Mittelmeer Monologe wurden in zwei Aufführungen – einmal für Schulklassen und einmal für die interessierte Öffentlichkeit – präsentiert. Im Anschluss an das Theater fand jeweils ein Publikumsgespräch mit Aktivist*innen der Brandenburgischen Gruppe Refugee Emancipation und der Organisation Seawatch statt.
Die Aufführung der Mittelmeer-Monologe fand in Kooperation mit der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft BBAG e.V. statt.
Vielfalt in Kinderbüchern
Zusammen mit der Stadtbibliothek Werder führten wir den Workshop Vielfalt in Kinderbüchern durch. Anschaulich mit zahlreichen Beispielen und anhand vieler Bücher, die vor Ort auslagen, informierte der Referent Jens Mätschke-Gabel über Bücher, die Kinder für das Lesen begeistern, Spaß machen und Emotionen wecken und zugleich der gesellschaftlichen Vielfalt und Realität unserer Zeit gerecht werden.
Thematisiert wurden ebenso Kinderbücher, die auf Grund von Klischees, abwertenden und stereotypen Darstellungen weniger geeignet sind, um Kindern die Vielfalt unserer Welt zu vermitteln.
Hier geht es zu verschiedenen Empfehlungslisten für Kinderbücher in diesem Sinne.
Film und Gespräch „Wir sind jetzt hier“
Der Dokumentarfilm „Wir sind jetzt hier“ porträtiert sieben junge Männer aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Eritrea und dem Irak und erzählt ihre Geschichten vom Ankommen in Deutschland.
Im Anschluss an den Film kamen die Zuschauer*innen mit zwei der Protagonisten aus dem Film und einem Werderaner mit Migrationsgeschichte in Gespräch. Film und Publikumsgespräch zeigten, wie wichtig Offenheit und Dialog sind, um Vorurteile abzubauen und gemeinsam für eine offene und vielfältige Gesellschaft einzutreten.
Der Film wurde in zwei Aufführungen – einmal für Schulklassen und einmal für die interessierte Öffentlichkeit – präsentiert. Die Schulvorführung wurde in Kooperation und mit finanzieller Unterstützung der Friedrich Ebert Stiftung Brandenburg durchgeführt.
Mosaik gegen Rassismus
Schüler*innen des Ernst-Haeckel-Gymnasiums beschäftigten sich im Vorfeld der Aktionswoche in verschiedenen Kursen mit den Themen (Anti-)Rassismus und Vielfalt. Beim Themennachmittag präsentierten sie ihre kreativen Ergebnisse in Form von Theatersequenzen, Fotocollagen, Comics und Performance.
Die Fotocollage der Schüler*innen ist hier zu sehen.
Tag der offenen Tür im „Haus am See“
Am 4. September waren die Türen des „Haus am See“ geöffnet, so dass sich alle Interessierten einen Eindruck vom Familienzentrum und Jugendclub machen konnten. Die Gestaltungspartner des Haus sprechen sich als Teil des Bündnisses Weltoffenes Werder gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aus. Mit ihrem Tag der offenen Tür im Rahmen der Aktionswoche Weltoffenes Werder zeigten sie sich in all ihrer Offenheit und Vielfalt.
Mehr Infos: https://www.stiftung-job.de/fz-werder/aktuelles/rueckblick-tag-der-offenen-tuer-am-4-9-21/
Festival für ein Weltoffenes Werder
Mehr als 1200 Menschen waren mit dabei beim Festival für ein Weltoffenes Werder auf dem Marktplatz in Werder und setzten gemeinsam ein starkes Zeichen für Weltoffenheit, Vielfalt und Solidarität.
Beim Abschluss der Aktionswoche gab es auf der Bühne Theater und Musik, u.a. von Musicalle, Sauti é Haala, Funkverband und Footprint Project. Beim Markt der Möglichkeiten präsentierten sich zahlreiche Initiativen, die sich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung engagieren. Auch für Kinder gab es verschiedene Angebote, u.a. vom Zirkus Morgenstern und der Ev. Kirchengemeinde.
Die Aktionswoche Weltoffenes Werder war aus unserer Sicht ein großer Erfolg. Über 350 Menschen besuchten die verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Woche und über 1200 Menschen feierten mit beim Festival für ein Weltoffenes Werder.
Die Beteiligung der vielen unterschiedlichen Kooperationspartner und die große Zahl an Besucher*innen zeigt, wie wichtig vielen Menschen und Institutionen in Werder das Engagement gegen Rassismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und für eine weltoffene und vielfältige Gesellschaft ist.
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken bei den vielen Menschen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement die Aktionswoche und diesen Erfolg erst möglich gemacht haben!
Für die finanzielle Unterstützung geht unser Dank an die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, das Bündnis für Brandenburg, den Förderfonds Demokratie, den Landkreis Potsdam-Mittelmark und die Stadt Werder (Havel).